Leben in Jurtenvierteln der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar

1. Wasser

In den Jurtenvierteln von Ulaanbaatar gibt es keine Zu- und Abwasserleitungen. Daher gibt es in den Straßen Brunnenhäuschen, von denen alle dort lebenden Familien ihr Wasser zum Kochen und Waschen beziehen. Die Brunnenhäuschen werden von Tank-LKWs beliefert.

Im kalten mongolischen Winter ist die Wasserversorgung ein ständiges Problem. Zum einen, weil der Wassertransport vom Brunnen nach Hause besonders schwierig ist, wenn alle Wege vereist sind. Zum anderen kommt es oft vor, dass die Belieferung der Brunnenhäuschen nicht ausreichend ist. Lange Schlangen mit einer Wartezeit von 2-3 Stunden sind keine Seltenheit.

Den Wassertransport vom Brunnen nach Hause übernehmen in den meisten Familien die Kinder. Sie holen jeden oder jeden zweiten Tag Wasser. Besonders im Winter, wenn sie lange anstehen müssen, frieren sie und erkälten sich oft. 10 Liter Wasser kosten 5 Tugrig (0,005 Cent). Das Wasser wird in Eisen- oder Plastikbehältern von 10-25 Litern nach Hause getragen (meist tun das zwei Kinder zusammen) oder in großen Fässern von 40-80 Litern auf kleinen Wägelchen transportiert. Einige Familien wohnen 1-5 km vom nächsten Brunnenhäuschen entfernt.

Zum Duschen gehen die Bewohner der Jurtenviertel in öffentliche Badehäuser (khaluun us), die sie gegen eine Gebühr nutzen können.

2. Heizen

In Jurtenvierteln von Ulaanbaatar gibt es kein zentrales Heizsystem. Während des kalten mongolischen Winters (nachts ca. - 20° ab November; - 30° bis - 40° C im Januar), ist die Heizungsfrage das zentrale Problem aller dort lebenden Familien. In Jurtenhaushalten stehen runde eiserne Öfen, in Lehmhäusern meist gemauerte Ziegelöfen mit Lehmverkleidung. Je nach Möglichkeit und Haushaltseinkommen bereiten die Familien ihr Heizmaterial für den Winter im Herbst vor, da die Preise mit fallenden Temperaturen steigen. In den Jurtenvierteln gibt es kleine Märkte für Holz und Kohlen, wo die Familien einkaufen.

Holz wird zumeist von Unternehmen mit Sondergenehmigung auf LKWs aus ländlichen Gegenden herbeitransportiert. Vor dem Verkauf wird das Holz gesägt und kleingehackt und dann für 1.000-2.000 Tugrig (ca. 1-2 Euro) pro Sack verkauft. Während der sehr kalten Zeit im Winter steigt der Preis auf 2.000-3.000 Tugrig an. Holz in Säcken wird vor allem von armen Familien gekauft, da ihr Einkommen nicht ausreicht, um mehrere Kubikmeter auf einmal zu kaufen. Ein Kubikmeter Holz kostet 20.000-25.000 Tugrig (ca. 20-25 Euro).

Kohle wird ebenfalls in Säcken verkauft und kostet im Winter 2.000-3.000 Tugrig (ca. 2-3 Euro). In solch kleinen Mengen kaufen auch nur Familien mit niedrigem Einkommen. Ein LKW Kohle fasst etwa 5 Tonnen und kostet 120.000-130.000 Tugrig. Die Preise für Holz & Kohlen steigen von Jahr zu Jahr an.

Familien in Jurtenvierteln kaufen das ganze Jahr über Brennmaterial zum Kochen, im Winter sind die hohen Kosten jedoch für arme Familien nur schwer zu finanzieren. Zusätzliche Probleme bereitet der ständige Bedarf an Nachschub, besonders, wenn Holz & Kohlen in Säcken herangeschleppt werden müssen. Familien, die kein Heizmaterial kaufen können, sammeln, zumeist mit Hilfe der Kinder, auf den umliegenden Bergen der Stadt Holz und transportieren es von sehr weit her. In extrem kalten Nächten verheizen manche Familien das Holz der Zäune.